Die im Sport am häufigsten lädierte Körperregion ist das Knie. Aber auch Verletzungen von Schienbein und Sprunggelenk sind oft die Folge von Sturz oder Unfall.
Erst ein knackendes Geräusch, dann Schwellung und Schmerzen im Knie: Der Riss des vorderen Kreuzbandes, ausgelöst durch Dreh- und Beugebewegung, ist deutlich spürbar. Im Zentrum des Kniegelenkes liegen zwei überkreuzt verlaufende Bänder zu dessen Stabilisierung. 95 Prozent aller Kreuzbandrisse betreffen das vordere Band. Sportarten mit starken Drehbewegungen oder Überstreckung sind ein Risiko für das Kreuzband. Dazu zählen Skifahren, Fußball, Handball, Volleyball, Basketball und Kampfsportarten.
Neben Schmerz und Schwellung ist die Lockerung und Instabilität des Kniegelenks typisch für den Kreuzbandriss. Ist das Band gerissen, heilt es nur sehr selten von selbst wieder so zusammen, dass das Knie ausreichende Stabilität hat.
Äußerlich ist ein Kreuzbandriss leicht zu erkennen: Der Schienbeinkopf lässt sich nach vorne verschieben und das Knie ist instabil. Eine Magnetresonanztomografie (MRT) bringt dann den bildgebenden Beweis, dass das vordere Kreuzband gerissen ist. Bei der Röntgenuntersuchung können knöcherne Begleitverletzungen, wie etwa ein Schienbeinkopfbruch oder knöcherne Ausrisse der Bänder, zu erkennen sein.
Muss ein vorderes Kreuzband operiert werden? Nicht unbedingt. Wenn es im täglichen Leben durch die Lockerung im Kniegelenk zu keiner Einschränkung der Lebensqualität kommt, kann auf die Operation verzichtet werden. Dies ist allerdings bei sportlich aktiven Personen sehr selten der Fall. Die Instabilität im Kniegelenk schränkt die Sportfähigkeit ein. Meniskus, Knorpel und Seitenbänder sind dann für weitere Verletzungen besonders anfällig.
Das Knie hochlagern und Cool Pack auflegen.
Da es sich nicht bewährt hat, den Kreuzbandriss zu nähen, wird heute in einem arthroskopischen (minimal-invasiven) Eingriff das gerissene Band durch ein Transplantat ersetzt. Dafür kann körpereigenes Gewebe (Sehnenteile aus Knie oder Oberschenkel) verwendet werden. Als Alternative steht ein Kunststoffband (LARS) zur Verfügung. Jede Methode hat Vor- und Nachteile: Der Vorteil des Kunststoffbandes liegt darin, dass dem Körper kein Sehnengewebe entnommen werden muss. Auf der anderen Seite handelt es sich dabei um körperfremdes Gewebe, welches zu Reaktionen des Körpers führen kann und als nicht biologisches Material auch einer entsprechenden Abnützung unterworfen ist.
Wurde das Transplantat aus dem Knie genommen (Patellasehnenplastik), kann das Knie nach dem Eingriff sofort belastet werden. Stammt das Gewebe aus dem Oberschenkel, bedarf es einer postoperativen Schienenfixation für etwa drei Wochen und einer zeitweiligen Entlastung durch Stützkrücken. Die physikalische Heilbehandlung beginnt am Tag nach der Operation und dauert üblicherweise etwa sechs Wochen.
Eine gut trainierte Beinmuskulatur hilft das Knie bei Drehbewegungen zu stabilisieren. Gute Wahl des Materials beim Skifahren und richtige Einschätzung der eigenen Fähigkeiten können das Risiko für einen Kreuzbandriss senken. Carving- Ski erhöhen das Risiko, wenn man die Fahrtechnik nicht beherrscht.
Eine der häufigsten Verletzungen im Kniegelenk ist jene der Menisken. Die sichelförmigen Knorpelscheiben sind die Stoßdämpfer im Kniegelenk. In jedem Knie befinden sich ein Innen- und ein Außenmeniskus. Die Meniskusverletzung betrifft sehr häufig Fußballer. Sie führt zu einer raschen und beträchtlichen Abnützung der Innenseite des Kniegelenkes und damit zum typischen O-Bein, dem so genannten „Fußballerknie“.
Abhängig von der Schwere der Verletzung kann es zu starken Schmerzen und einem Knieerguss kommen. Der gerissene Meniskus kann sich wie ein Fremdkörper im Kniegelenk anfühlen und die Bewegung im Kniegelenk blockieren.
Schwillt das Knie nach dem Unfall an, Bein hochlagern und das Knie mit kalten Umschlägen kühlen.
Meist kann der Arzt mit einigen Handgriffen eine Meniskusverletzung feststellen. Weiteren Aufschluss über das Ausmaß der Verletzung geben Röntgen und Magnetresonanztomografie.
Ein gerissener Meniskus wurde früher radikal entfernt. Was nicht selten im Ersatz des Kniegelenkes durch eine Knieprothese endete. Heute ist die Erhaltung des Meniskus das Ziel. Die Chance auf Heilung hängt davon ab, an welcher Stelle der Meniskus gerissen ist. Blutversorgung besteht nur im inneren Drittel, also dort wo der Meniskus angewachsen ist. Daher kann nur bei einem Riss in diesem Bereich eine Naht erfolgreich sein. Häufig ist auch nur ein Teil des Meniskus – ein Lappen, abgerissen. In so einem Fall muss der Lappen entfernt werden. Die Heilung geht wesentlich schneller als bei der Meniskusnaht, allerdings fehlt nun ein Teil des Meniskus. Die erhaltenden Eingriffe sind die schwierigen und besonders wichtigen
In den meisten Fällen wird heute mittels Kniegelenkspiegelung (Arthroskopie) unter Voll- oder Teilnarkose operiert.
<strong>Neu</strong><br/>Vielversprechend ist die Verwendung von Kollagen Meniskus Transplantaten (CMI) nach Steadman. Weltweit wurden bisher etwa 1.500 dieser Transplantate eingesetzt. Bei 90 Prozent konnte eine Regeneration des Meniskus nachgewiesen werden. Ein Nachteil ist die lange Nachbehandlungszeit von bis zu sechs Monaten. Damit kommt diese innovative Behandlung für einen Profisportler mehr oder weniger nicht in Frage.
In den meisten Fällen kann das Knie relativ schnell belastet werden. Mit Physiotherapie kann ebenfalls bereits einen Tag nach dem Eingriff begonnen werden. Die krankengymnastischen Übungen beschleunigen die Heilung und stärken die Muskulatur.
Eine gut trainierte Ober- und Unterschenkelmuskulatur kann das Risiko für Knieverletzungen senken. Defizite von Kondition und Koordination erhöhen hingegen die Verletzungsgefahr.
Der Knorpel ist die Gleitschicht unserer Gelenke und verhindert, dass die Knochenenden aufeinander reiben. Schäden am Knorpel können akut (unfallbedingt) oder chronisch (abnützungsbedingt) sein. Sportarten, wie Fußball, Skifahren oder Radfahren können zu einer akuten Knorpelverletzung durch Sturz führen – häufig in Kombination mit einem Kreuzband- oder Meniskusriss.
Wiederkehrende Schmerzen beim Bergaufgehen und Treppensteigen können auf einen Knorpelschaden deuten. In manchen Fällen kommt es auch zur Blockade im Kniegelenk.
Röntgen und Kernspintomografie können das Ausmaß einer Knorpelverletzung am Kniegelenk erfassen.
Um eine fortschreitende Schädigung zu vermeiden, sollte eine Knorpelverletzung möglichst rasch behandelt werden. Bei der Gelenkspiegelung (Arthroskopie) werden die ausgefaserten Knorpelteile geglättet und das Kniegelenk „gereinigt“. Unbehandelt kann ein Knorpelschaden fortschreiten und zur Arthrose führen (siehe auch Überlastungsschäden).
Knorpelschäden sind häufig die Folge von Bandverletzungen. Daher sollte jede Verletzung im Kniegelenk gut auskuriert werden. Skifans sollten zur Prävention das ganze Jahr über die Muskulatur an Oberschenkel, Rücken und Bauch stärken (siehe Training Seite 66). Starke Muskeln stabilisieren bei Bewegung das Knie und schützen den Knorpel.
Die Verrenkung der Kniescheibe (Patellaluxation) ist eine besonders schmerzhafte Verletzung und oft mit einem Knorpelschaden an Kniescheibe und Oberschenkel verbunden. Aufgrund ihrer Anatomie haben Frauen ein größeres Risiko für die Kniescheibenverrenkung.
Es ist sofort sichtbar, wenn die Kniescheibe aus ihrer Gleitbahn springt. Das „verschobene“ Knie schmerzt und lässt sich nicht bewegen. Von Bandagen und Druckverband ist aber abzuraten!
Große Kräfte müssen aufgewendet werden, um die Kniescheibe dann wieder in ihre ursprüngliche Bahn zu drücken. Dies sollte, wenn es am Unfallort nicht leicht geht, nur vom Arzt im Krankenhaus durchgeführt werden. Manchmal springt die Kniescheibe von selbst wieder in ihre Position zurück. Eine sofortige ärztliche Untersuchung ist trotzdem erforderlich. Durch die Luxation könnten Gelenkkapsel und Knorpel verletzt worden sein.
Die Verrenkung der Kniescheibe ist zwar im Röntgen sichtbar, doch das Ausmaß einer Knorpelschädigung kann nur durch eine Magnetresonanzuntersuchung festgestellt werden.
Tritt die Verrenkung zum ersten Mal auf, kann sie konservativ behandelt werden: Das Knie wird in einer Schiene für vier Wochen ruhig gestellt. Eine Beweglichkeit von 30° aus der Streckung ist erlaubt, um dem Knorpel einen funktionellen Reiz zu geben. Anschließend wird unter Anleitung eines Physiotherapeuten die Beinmuskulatur wieder aufgebaut.
X-Beine oder ein flacher Winkel im Gelenk begünstigen die Verrenkung der Kniescheibe. Dann ist eine Operation sinnvoll. Bei einem minimal invasiven Eingriff (Arthroskopie) wird versucht, die Zügelung der Kniescheibe nach außen zu unterbinden. Dafür werden die Zügelungsbänder der Kniescheibe an der Außenseite durchtrennt und die inneren Zügelungsbänder gerafft oder gedoppelt. Nach dem Eingriff wird das Knie für vier Wochen mit einer Schiene fixiert. Auch in diesem Fall ist eine physikalische Heilbehandlung nach Abnahme der Schiene notwendig.
Ob konservativ oder operativ: Die anschließende Physiotherapie und das Training der Oberschenkelmuskulatur sind wichtige Maßnahmen.
Sportarten mit Risiko für eine Kniescheibenverrenkung sind Skaten, Snowboarden und Fußball. Schlaffe Oberschenkel erhöhen die Gefahr im Falle eines Sturzes. Deswegen ist auch das Training der Oberschenkelmuskulatur die beste Prävention.
Ein Bruch des Schienbeinkopfes stellt eine schwerwiegende Verletzung des Kniegelenkes dar. Er kann die Folge von heftigen Stürzen beim Skifahren, Snowboarden oder beim Motorsport sein. Auch beim Wasserskifahren kann es durch massive Rotationsund Knicktraumen dazu kommen.
Das Knie ist stark angeschwollen und zeigt einen blutigen Erguss. Durch die Schwere der Verletzung kommen häufig noch Prellungen und Schürfwunden dazu.
Der Bruch ist sofort im Röntgen erkennbar. Das diagnostische Mittel der Wahl ist eine 3-dimensionale Computertomografie, bei der die Gelenksflächen rekonstruiert werden. In der Behandlungsplanung ist es sinnvoll, auch eine Magnetresonanzuntersuchung einzubauen – ausgenommen bei einer Gefährdung der großen Gefäße.
Eine Verletzung der Kniekehlarterie gehört zu den schwerwiegendsten Komplikationen bei diesem Bruch und wird leider oft übersehen. Daher ist die nahtlose Überwachung der Durchblutung des Beines nach einer solchen Verletzung unerlässlich.
Wenn es sich um einen unverschobenen Bruch oder eine Mikrofraktur handelt, genügt eine „funktionelle Ruhigstellung“. Dabei wird eine Schiene angelegt, die noch eine Bewegung des Kniegelenkes von 20–50° zulässt. Die Knochenbruchheilung kann durch Magnetfeldbehandlungen wie der Kernspin-Resonanz- Therapie beschleunigt werden.
Ist der Bruch verschoben, dann ist eine operative Rekonstruktion möglich. In vielen Fällen ist dafür nur ein minimal-invasiver Eingriff nötig. Mittels Gelenkspiegelung wird im Kniegelenk die Rekonstruktion der verworfenen Anteile überprüft. Die Defekte im Schienbeinkopf werden mit Ersatzknochen aufgefüllt und zur Unterstützung Schrauben oder Schrauben und Platte am Schienbeinkopf montiert.
Bei einer derartig schweren Verletzung ist natürlich für einen längeren Zeitraum keine Belastbarkeit gegeben. Die Fortbewegung ist nur mit Stützkrücken erlaubt. Das verletzte Bein darf für mindestens sechs Wochen nicht belastet werden. In der Nachbehandlungsphase ist die physikalische Therapie extrem wichtig. Lymphdrainagen helfen, den Lymphstau sowie den Bluterguss abzutransportieren. Zur Rehabilitation gehören auch isometrische Muskelübungen und koordinatives Training. Gerade für Sportler ist es sehr wichtig, dem Muskelschwund entgegenzuwirken. Mit der Ausnahme von Radfahren und Bewegungsübungen sind sportliche Betätigungen für etwa sechs Monate nicht gestattet.
Zu den häufigsten Sportverletzungen gehören jene des Sprunggelenkes und der Knöchel. Die Verletzungen können dabei schwer ausfallen und auch sehr schmerzhaft sein, wie etwa im Fall eines Knöchelbruchs.
Ein Bruch im Sprunggelenk verursacht starke Schmerzen. Fast immer kommt es zu einer rasch zunehmenden Schwellung.
Der Fuß muss bis zum Eintreffen des Arztes ruhig gestellt werden. Gegen Schmerzen und Schwellung helfen kühle Umschläge.
Ein Bruch ist im Röntgen zu erkennen. Das Ausmaß der Verletzung lässt sich durch CT oder Kernspinuntersuchung abklären.
Gips oder Operation? Im Falle eines Knochenbruches, ist bei einem Sportler fast immer die Operation vorzuziehen. Nur wenn der Bruch völlig unverschoben ist, genügt eine konservative Behandlung. Ein Spitzensportler verliert dadurch aber Zeit, da durch die Ruhigstellung des Fußes auch Muskelmasse verloren geht, die dann mühsam wieder aufgebaut werden muss. Handelt es sich um einen Bruch mit Gelenksbeteiligung, also ist etwa die Tragezone in mehrere Trümmer zerbrochen, kann das das Ende jeder Sportlerkarriere bedeuten. Bei solchen Verletzungen leidet natürlich auch der Gelenksknorpel.
Durch eine Operation wird eine „funktionelle“ Nachbehandlung ermöglicht. Der Sportler kann wieder rascher in den Sport einsteigen. Zur Stabilisierung der Brüche im Bereich des Sprunggelenkes werden Schrauben und Platten verwendet. Ist das verwendete Material Titan, kann es bleiben. Bei Verwendung von Stahlplatten, sollten diese entfernt werden.
Erschwert wird die Situation, wenn zusätzlich die Bandverbindung zwischen Schienund Wadenbein gerissen ist. Die Syndesmose, so heißt diese Verbindung, verhindert, dass diese beiden Knochen bei Bewegungen getrennt werden und gibt dem Knöchel mehr Stabilität.
Da der Fuß nicht sofort anschwillt, ist der Riss der Syndesmose nicht sofort erkennbar. Anzeichen sind starke Schmerzen bei Drehbewegungen des Fußes.
Um eine dauerhafte Stabilität im Sprunggelenk zu gewährleisten, muss ein Syndesmosenriss in jedem Fall operativ behandelt werden. Das Band muss genäht und zusätzlich durch eine Schraube gesichert werden. Der verletzte Fuß darf mindestens sechs Wochen nicht voll belastet werden
Die Bänder geben dem Gelenk Stabilität und Beweglichkeit. Durch eine unphysiologische Bewegung kann die Faserverbindung reißen. Der Riss der Bänder des Außenknöchels gehört zu den häufigsten Verletzungen überhaupt. Besonders im Fußball oder den sogenannten „Stop and Go“ Sportarten wie Tennis oder Basketball überknöcheln die Sportler häufig. Hier können die Sehnen der Muskeln des Unterschenkels nur bedingt Stabilität geben. Je häufiger diese Verletzung passiert, umso größer ist die Gefahr eines dauerhaften Knorpelschadens.
Es beginnt oft mit einem harmlosen Umknicken. Ein plötzlicher Schmerz und ein knacksendes Geräusch sind typisch für einen Bänderriss. Der Außenknöchel schwillt an und wird blau.
Kalte Umschläge oder Cool Packs helfen, die Schwellung am Knöchel zu reduzieren. Das Bein sollte am besten hochgelagert werden. Verletzungen im Sprunggelenk sind sehr komplex und sollten daher immer ärztlich untersucht werden.
Der Bänderriss im Außenknöchel wird oft als Verstauchung bagatellisiert. Die konservative Behandlung geht zwar schneller, hat aber sehr oft eine massive Instabilität im Sprunggelenk zur Folge. Die Sportler überknöcheln immer wieder und können nur mit Tape-Verbänden oder speziellen Schienen laufen. Durch einen kleinen operativen Eingriff, bei dem die Bänder wieder zusammengenäht und eventuell durch einen körpereigenen Beinhautlappen verstärkt werden, wird das Gelenk wieder stabilisiert.
Anschließend wird für vier bis sechs Wochen eine abnehmbare Schiene angelegt. Ziel der physikalischen Therapie ist das koordinative Training und die Kräftigung der Wadenmuskulatur. Für die ersten drei Monate nach der Verletzung sollte beim Sport noch die Schiene getragen werden. Zur Verletzungsvermeidung kann diese Schiene übrigens auch bei schwachen Sprunggelenksbändern getragen werden.